Das Auge. Dieses Sinnesorgan nimmt, soweit man nicht sehbeeinträchtigt ist, als erstes sämtliche Sinneindrücke wahr. Wir öffnen die Augen und erkennen Personen und Dinge sofort. Manchmal kann uns das Auge auch ein Streich spielen und wir erkennen Sachen, die es so in der Realität nicht gibt. Realismus und Fantasie gehen manchmal einher mit dieser Sinneswahrnehmung. Dies ist insbesondere im filmischen Kontext der Fall.
Wenn wir uns entschließen einen Film oder eine Episode einer Fernsehserie anzusehen, dann erkennen wir mit Hilfe des Auges allerlei Kleinigkeiten. Selbst wenn man am Fernsehgerät den Ton ausmacht sehen wir was geschieht. Vornehmlich erkennen wir die filmische Umsetzung einer Idee. Wir sehen beispielsweise Gebäude, Innenräume, Utensilien, aber auch Szenen die im freien Raum spielen erkennt man. Auch hier gibt es eine Umgebung, die gestaltet werden muss. Diese Gestaltung nimmt viel Planung in Anspruch. Viele Künstler sind daran beteiligt eine Umgebung im Film zu kreieren. Da gibt es den Konzeptkünstler, der zunächst all seine Ideen für einen Film zu Papier bringt. Das können ganze Szenen sein oder auch Monster und Kreaturen, die entweder auf Fantasie beruhen, also dem des Künstlers oder auf Realität. Da gibt es den Szenenbildner (Production Designer) der den Überblick über das Aussehen des Films zusammen mit dem Regisseur des Films oder der Fernsehserie hat. Der künstlerische Leiter (Art Director) realisiert die Vorschläge zu-sammen mit den Illustratoren, den Storyboardzeichnern, den Bauleitern und der Konstruk-tionsabteilung. Der Bühnenbildner (Set Decorator) stellt zusammen mit der Kunstabteilung alles her, was man in einem Set benötigt: wie Vorhänge, Möbel, Teppichböden, Beleuchtungskörper und alle Gegenstände wie Küchenutensilien, Bettzeug usw. ihm unterstellt ist der Property Master, auch eine andere Form des Bühnenbildners.
Er stellt kleinere Handrequisiten, die von den Schauspielern gehandhabt werden, zur Verfügung. Viele Handgriffe und Gedanken sind nötig um eine Welt im Film zu erschaffen, die es so entweder noch nie gab oder man versucht diese Realwelt exakt wiederzugeben. Hierbei gehen teilweise Jahre ins Land von der ersten Idee bis zum fertigen Abbild auf Zelluloid.
Man kann viele Beispiele aufzählen von grandiosen Ausstattungsorgien wie bei BEN HUR (1959), DER LETZTE KAISER (1987) oder GLADIATOR (2001). Gerade solche historisch verankerten Filme bedürfen einer immensen Vorbereitung in der Kunstabteilung, da man so genau wie möglich versucht die Magie vergangener Zeiten uns näherzubringen. Ganz im Gegensatz zu Filmen, deren Thematik im fantastischen Bereich anzusiedeln sind wie ALIENS (1986). Hier erschuf Peter Lamont und sein Team (natürlich nicht nur die) eine Welt, die von unglaublichen Realismus geprägt ist, obwohl die Geschichte in einem fiktiven Science-Fiction Universum angelegt wurde. Oder nehmen wir als Beispiel PLANET DER AFFEN (1968). Nie zuvor hatte es solch eine Welt gegeben, die der Zuschauer im Kinosessel erlebt hat. Die Welt der Affen so zu gestalten wie man sie heute kennt, ist eine exorbitante Leistung der gesamten Ausstattungsriege.
Einer dieser grandiosen Ausstatter war Leslie Dilley, der im Alter von 84 Jahren verstarb.
Leslie Dilley – Geboren am 11.01.1941 in Rhonnda, Wales; Gestorben am 20.05.2025
Ivor Leslie Dilley, auch Les Dilley genannt, hat es wie kein zweiter geschafft geniale Science-Fiction Welten zu kreieren. Bereits mit 13 Jahren begann er Architektur am Willesden Technical College zu studieren. Mit 15 fing er bei den Associated British Studios in London an zu arbeiten.es ging langsam bergauf. Erster Höhepunkt war die TV-Serie SIMON TEMPLAR. In den frühen 1970er Jahren waren es DIE DREI MUSKETIERE und DIE VIER MUSKETIERE (1973/74), die ihn überaus bekannt machten. Da schlug Norman Reynolds zu und holte Dilley für eine Produktion namens KRIEG DER STERNE (1977). Dilley, Reynolds und John Barry erhielten für diesen Film einen Oscar.
Dilley blieb dem Genrekino treu: SUPERMAN (1978), ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979, seine zweite Oscarnominierung), DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980, seine dritte Nominierung), INDIANA JONES – JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES (1981, sein zweiter Oscar), ANE AMERICAN WEREWOLF IN LONDON (1981), LEGENDE (1985), INVASION VOM MARS (1986), QUATERMAIN II – AUF DER SUCHE NACH DER GEHEIMNISVOLLEN STADT (1987), THE ABYSS (1989, seine letzte Oscarnominierung), DER EXZORZIST III (1990), CASPER (1995) oder DIE MASKE 2 (2005) waren nur einige seiner über 60 Arbeiten in Film und Fernsehen.
Dilley prägte wie kaum ein andere das fantastische Kino der 1970er und 80er Jahre. Und dafür danken wir ihm!