Text von Bernhard Heidkamp

 

Bill Conti – Masters of the Universe

 

 

„I have the power!“

Ein Ausruf, der eine ganze Generation geprägt hat! Wenn He-Man sein Schwert zückte und seine Mieze-Katze verwandelte leuchteten so einige Kinderaugen auf! Wie würde der Muskelmann mit Topfschnitt den bösen Skeletor heute besiegen? An sich wurscht, Hauptsache es gab neues Spielzeug! Logischerweise musste auch ein Spielfilm her, der kam dann 1987 unter der Regie von Gary Goddard (heute hier im Interview!), aber für mich ist natürlich wieder einmal die Musik das Interessanteste!

 

Bill Conti, der Welt am ehesten für die Reihen ROCKY und KARATE KID, sowie dem Bond-Film IN TÖDLICHER MISSION, bekannt, bekam hier die Gelegenheit mal einen richtigen Fantasy-Brecher zu komponieren. Klar, die eigentliche Fantasy-Welt von Eternia lässt der Film ziemlich schnell hinter sich um dann die restliche Handlung in unsere Welt zu verfrachten. Ist natürlich sehr schade, aber Budget ist Budget. Conti ließ es sich aber nicht nehmen, Musik zu schreiben, die genauso gut in das eigentliche He-Man-Setting passen könnte! Der Mann hat sämtliche Geschütze aufgefahren...und das war gar nicht so einfach! Aus verschiedenen Gründen konnte die Musik nämlich nicht, wie eigentlich üblich, von einem Orchester in einem Studio aufgenommen werden. Es gab diverse Streitigkeiten mit amerikanischen Orchestern, weswegen man die Aufnahmen nach Europa verfrachtete. Das Münchner Graunke Orchester spielte den Großteil ein und ist auch als einziges genannt, doch sah man sich nun mit dem zweiten Problem konfrontiert: Contis Musik war zu kompliziert um die gewünschten Ergebnisse vom Blatt zu spielen, da aufgrund der finanziellen Möglichkeiten nicht unendlich Takes zur Verfügung standen. Längere Stücke wurden also in kleineren Passagen aufgeteilt, die man dann nachträglich wieder zusammenschnitt.

 

Ich persönlich muss sagen, dass mir das beim Hören nicht aufgefallen ist, aber das muss nichts heißen. Ich würde auch nie den Unterschied zwischen einer mp3 und einer wave-Datei raushören (bitte HiFi-Experten, steinigt mich nicht), aber es mag durchaus Menschen geben, denen das negativ auffällt.

 

Die Musik selbst macht einen Heidenspaß! Es gibt aufbrausende Melodien mit vielstimmigen Orchestrierungen, alles sehr abwechslungsreich...aber auch nicht allzu originell. Man könnte MASTERS OF THE UNIVERSE als eine Art „Best of“ der 80er-Fantasy bezeichnen, dort ist ein wenig STAR WARS und hier ein wenig KRULL...und diese Scores haben ihre klassichen Inspirationen auch nicht unbedingt versteckt. Bei Skeletors Marsch kommen schon manchmal die Assoziationen zu Holsts „Mars“ hoch. Diese Dinge stören aber nicht wirklich. Bei diesem Soundtrack-Genre gehört es ja fast zum guten Ton Holst, Wagner und Stravinsky zu huldigen. Einzig bei „Main Title“ (was ja leider gleich das erste ist was man zu hören bekommt) hatte ich Schwierigkeiten beim Thema zu bleiben, weil es mir dann doch etwas zu sehr nach SUPERMAN von John Williams klang. Die Fanfare ist sehr ähnlich konstruiert und das eher lyrischere Zwischenspiel setzt fast zur selben Stelle ein, wie das Lois/Clark-„Love Theme“ in dem Opening von Donners Film. Keine Ahnung ob Produzent oder Regisseur zu sehr am Temp-Track hingen oder Conti hier die Zeit davon lief und er sich schnell „Inspiration“ holte, aber so ganz glücklich war das nicht.

 

Das Main Theme taucht auch immer mal wieder auf und die Ähnlichkeit zum Man of Steel geht selten ganz weg, aber es ist zum Glück auch nicht nochmal so offensichtlich wie am Anfang.

Ein Manko bleibt da noch: Das Titel-Thema der Kinderserie. Von Shuki Levy und Haim Saban kreiert ist das Serien-Intro ein absoluter Ohrwurm und es ist wirklich wirklich schade, dass es im Film völlig ignoriert wird. Dies ist leider kein ungewöhnliches Phänomen und wird auch heute noch oft so gehandhabt: Steve Jablonksy zitiert das TRANSFORMERS-Intro nicht auch Brian Tyler gönnte dem POWER RANGERS-Theme nur einen Mini-Cameo. Dies mal alle möglichen Gründe haben, aber es ist dennoch schade. Die He-Man-Fanfare gehört zur Marke und hätte statt dem Superman-ähnlichen Thema einiges hergemacht!

 

 

Aber gut, der Soundtrack ist was er ist und auch wenn sich das alles eventuell wie viel Gemecker lesen ließ, will ich betonen, dass wir es hier mit einem mehr als soliden Soundtrack zu tun haben! Er mag nicht wegweisend für das Genre wie STAR WARS oder CONAN gewesen sein, aber er ist ein Juwel und eine Erinnerung an eine Art Score, wie man sie heute in Fantasy-Filmen doch oft (aber zum Glück nicht immer) vermisst!Leider ist das Album nicht leicht zu kriegen. Es gab mehrere Veröffentlichungen, die übliche Highlight-Compilation von Varèse und dann eine etwas längere von Edel, bis die berühmt-berüchtigten Sammler-Labels La-La Land und Intrada sich jeweils 2008 und 2012 an verschiedene Komplettfassungen setzten. Welche einem da mehr zusagt (der größte Unterscheid scheint in der Aufteilungen der Tracks zu liegen sowie in der Tatsache, dass sich bei La-La Land das Originale Kurz-Album auf der zweiten Disc befindet) ist Geschmackssache, aber ausverkauft sind sie eh beide. Da muss man auf die Jagd gehen um sich Contis Ausflug nach Eternia in den heimischen CD-Spieler zu holen!