Science Fiction Filme) Lieber Herr McNaughton. Erst mal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben mir einige Fragen zu beantworten. Ich denke viele Filmfreunde hier in Deutschland kennen ihre Filme HENRY – POTRAIT OF A SERIALKILLER  (1986) und ALIENKILLER (1991). Aber wahrscheinlich wenige Ihren Namen. Das möchte ich ändern. Bevor Sie Regisseur wurden, haben Sie viele andere Jobs gemacht. Welche waren das denn genau und was veranlasste Sie dazu dann doch Regie zu führen?

 

John McNaughton)  Wie ein Romanautor habe auch ich viele Sachen gemacht um zu leben bevor ich Regisseur wurde. Ich arbeitete in Fabriken, in Stahlwerken, in einer Werbeagentur, schloss mich mal einem wandernden Volksfest an, war ein Barkeeper, ein Silberschmied, ein Tischler, ein Bootsbauer und noch vieles mehr.  Ich habe viel über Menschen und die Welt gelernt, sodass ich später Filme drehen wollte um das zu zeigen. Ich wollte schon immer Filme über das Leben drehen und nicht über Filme. Seit meiner Kindheit bin ich ein Geschichtenerzähler. Ich finde Geschichten unheimlich wichtig um den Menschen zu belehren und ihre Relation zur Welt zu reflektieren. Filme erschaffen heißt Geschichten erzählen.

 

SFF) Das stimmt wohl. Filme haben es mir schon immer angetan. Besonders ALIEN (1979) und DAS DING (1982). Gab es einen besonderen Film oder eine bestimmte Person, die Sie schließlich dazu brachte ins Filmgeschäft einzusteigen?

 

JMN)  Oh ja. Ich erinnere mich, dass ich als Kind den Film BEGINNING OF THE END (1957) sah. Hier geht es um gigantische Heuschrecken, die über Chicago herfallen. In der Stadt lebte ich zu der Zeit. In einer Stelle im Film klettern die Heuschrecken an einen bekannten Chicagoer Hochhaus hoch. Da fiel mir auf, dass einer der Heuschrecken vom Hochhaus wegkrabbelte und in den Himmel „ging“. Hier merkte ich dann, dass es normale Heuschrecken waren, die einfach auf ein Foto des Wrigley Buldings gesetzt wurden. Und die Macher dieses Filmes haben dabei diese Illusion zerstört, indem sie die Szene einfach im Film gelassen haben (oder sie nicht geändert haben). Da dachte ich zu mir: „das kannst du besser.“ 

 

Ich glaube nicht, dass es gut ist persönliche Idole zu haben. Allerdings hat mich Martin Scorcese beeinflusst. Er hat mich dann ja auch irgendwann engagiert um den Film SEIN NAME IST MAD DOG (1993) mit Robert de Niro zu drehen.

 

SFF) Auch ein sehr schöner Film von Ihnen. Ein paar Jahre zuvor drehten Sie den fabelhaften HENRY – POTRAIT OF A SERIAL KILLER Mit Michael Rooker, den man jetzt vor allem aus den GUARDIANS OF THE GALAXY – Filmen kennt. Wie bekam er die Rolle?     

 

JMN) Wir haben uns damals so einige Schauspieler angesehen. Aber es war nicht der Richtige dabei. Bis eines Tages unser SFX-Make-Up-Künstler Jeff Seagal Michael vorschlug. Er kannte ihn privat. Als Michael dann kam und vorsprach wusste ich instinktiv, dass er der Richtige für die Rolle ist.

 

SFF) Michael passt perfekt in die Rolle des HENRY. Ein Film, der keinen unberührt lässt. Die MPPA (Motion Picture Association of America) gab HENRY ein sogenanntes NC-17 - Rating. Verglichen mit Deutschland bedeutet das so viel wie NICHT UNTER 18 JAHREN. Es war der erste von drei Filmen der dieses Rating überhaupt bekam. Was ist denn Ihre persönliche Meinung über dieses Rating-System in den Vereinigten Staaten?

 

JMN) Ja genau. Es war HENRY, FESSLE MICH (1989) und DER KOCH, DER DIEB, SEINE FRAU & IHR LIEBHABER (1989) der die MPPA dazu brachte, dieses neue Rating (nur für Erwachsene aber keine Pornografie) einzuführen. Die MPPA ist nur ein weiterer Fakt in meinen Leben und das war es dann auch. Ich war allerdings schon ziemlich amüsiert, als wir den Film 2016 zum 30ten Geburtstag des Films als Sonderedition auf den Markt brachten. Er wurde der MPPA wieder vorgelegt zur Neubewertung. Und ich bin stolz darauf, dass der Film weiterhin ein NC-17 bekommt!

 

SFF) Da können Sie auch stolz drauf sein. Einer meiner Lieblingsfilme ist ALIENKILLER. Warum wählten Sie gerade diesen Film aus ihn zu drehen? Mögen sie Genrefilme? 

 

JMN)   ALIENKILLER  wählte ich aus, weil ich dieses Mal einen Agenten hatte, der mir eine Menge komischen Horrorkram schickte, der mich nicht interessierte. Ich las das aber das Drehbuch und liebte das Konzept des Films: Ein Monster übernimmt das Leben und den Körper anderer Menschen indem es denen den Kopf abreißt und es auf seinen eigenen Körper setzt. Für mich war das eine Metapher für die Schauspielerei und zudem dachte ich das wird für das Publikum ein Riesenspaß. Ich drehe keine Genrefilme weil ich bestimmte Genres mag. Ich muss die Idee eines Films lieben. Etwas, was es vorher noch nicht gab, etwas Originelles. Ich wählte also ALIENKILLER aus, weil es neu war und kein typischer Horrorfilm.

 

SFF) Was halten Sie von dem momentanen Trend in Filmen, gerade im Fantasybereich, alles oder vieles mit CGI zu bearbeiten?

 

JMN) CGI ist für mich nur rein Werkzeug wie jedes andere auch. Solange man es einsetzt um eine gute Geschichte zu erzählen und es nicht verkommt zum langweiligen Zeigen von Effekten. Auch früher setzte man viele optische und praktische Effekte ein, weil es eben den Zeitgeist entsprach und es nichts anderes gab. Im Grunde machen diese beiden Sachen (CGI und praktische Effekte) genau dasselbe.

 

SFF) Was können wir denn in Zukunft von Ihnen erwarten?

 

JMN) Ich arbeite gerade an einer Art “Traumprojekt”. Es heißt A GOOD MAN IS HARD TO FIND, eine Adaption einer Kurzgeschichte von Flannery O´Connor. Michael Rooker wird die Hauptrolle spielen, genannt „The Misfit“. Es ist einer der düstersten und lustigsten Geschichten in der amerikanischen Literatur und Michael ist der perfekte Schauspieler dafür. Genauso wie für HENRY.

 

 SFF) Gibt es eigentlich einen Film von Ihnen, den Sie am meisten mögen?

 

JMN) Ich habe keine Kinder. Folgerichtig sind meine Filme meine Kinder. Und eben drum kann ich da keinen Favoriten auswählen. Jeder ist einzigartig mit seinen Stärken und Schwächen. Wie beim Menschen.

 

SFF) Vielen Dank Herr McNaughton für die Zeit und das tolle Interview. Ich wünsche Ihnen und Michael viel Erfolg.