Science Fiction Filme) Sehr geehrter Herr Johnson. Viele Filmfans hier in Deutschland kennen die Filme an denen sie mitgewirkt haben. Aber wahrscheinlich nicht so viele Ihren Namen und was Sie erschaffen haben. Ich muss da nur einige Filme und Serien nennen, an denen sie maßgeblich mitgewirkt haben, und vielen wird es wie der Blitzschlag treffen wenn sie erfahren, dass sie daran mitgearbeitet  haben. Ich muss da nur ALIEN nennen oder THUNDERBIRDS, SPACE: 1999, DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK oder DIE UNENDLICHE GESCHICHTE. Sie haben zwei Oscars gewonnen für die besten Spezialeffekte. Könnten Sie uns bitte erzählen, was Sie gemacht haben bevor Sie sich entschlossen haben zum Film zugehen. Und warum gerade den Weg der Effekte?

 

Brian Johnson) Vielen Dank, dass ich hier etwas über mich erzählen darf. Ich verließ die Schule 1956 ohne Abschluss und arbeitet bei „Cement und Concrete Research“ in Wexham Springs, Buckinghamshire UK. Über sechs Monate lang mixte ich dort Zement mit verschiedenen Zusätzen und sprengte diese nach drei Wochen Lagerung um zu sehen wie sie halten. Dieser Zement wurde für neue Autobahnbrücken benötigt.

 

Eines freitags Abends ging ich in einen Pub (Dog and Pot) und mein Nachbar Les Bowie (SFX-Experte und Oscargewinner für SUPERMAN, 1978 – Anmerkung von SFF) bot mir an, im Filmstudio bei Shepperton Middx ein wenig den Laufburschen zu spielen. Les war ein etablierter Matte Painting Künstler. Ich fegte also die Flure und lernte dort 35mm Filme in Kameramagazinen einzusetzen, mit der Arriflex, Mitchell, Eymo und Bell und Howell  zu arbeiten.

 

Les war der „Lehrer“ von Ray Caple, Derek Meddings und Bob Archer und lehrte sie wie man auf Glas gut malen konnte. Hierzu benutzte er die Anglo Scottish Pictures als Lernort.

 

SFF) Gut, das sie Derek Meddings erwähnen. Sie haben ja später mit ihm zusammen gearbeitet. Wie kamen Sie letzen Endes dazu und was hat Ihnen besonders zu dieser Zeit gefallen? War es schwierig Ihren eigenen Blickpunkt für Miniaturen und Spezieleffekte zu entwickeln?

 

BJ) Derek arbeitete nachts für Gerry Anderson um Geld zu verdienen und Ich arbeitete jetzt für Anglo Scottish Pictures als Cameralader und als Location Manager und Fahrer! Nach meinen Dienst in der Royal Air Force für zwei Jahre, ich war u.a. in Wildenrath und auf Sylt stationiert, habe ich angefangen für Les Bowie an den Film DER TAG AN DEM DIE ERDE FEUER FING (1961) zu arbeiten. Derek, der nun komplett für Gerry Anderson arbeitete, bot mir einen Job an um Modelle und Spezialeffekte für eine TV-Serie namens SUPERCAR zu erschaffen.

 

SFF) Gab es eigentlich bestimmte Filme oder Personen die Sie als Kind sehr begeisterten?

 

BJ) FANTASIA (1940), SPITFIRE (1942), WAS KOMMEN WIRD (1936) und ROBIN HOOD  - KÖNGI DER VAGABUNDEN (1936) haben mich als Kind sehr beeinflusst.

 

SFF) Sie haben für einige der besten TV-Serie wie THUNDERBIRDS oder SPACE: 1999 die Effekte gemacht. Aber auch Kinofilme haben Sie veredelt. Gibt es zwischen Fernsehen und Kino eigentlich einen Unterschied?

 

BJ) Eigentlich nicht. Kinofilme haben nur mehr Geld und Zeit.

 

SFF)  Sie bekamen für ALIEN (1979) den Oscar für die besten Spezialeffekte. Für die Fortsetzung ALIENS (1986) von James Cameron, waren Sie ebenfalls tätig. ALIENS  gewann u.a.  den BAFTA- Award  und den Oscar für die besten Spezialeffekte. Sie bekamen für ALIENS den BAFTA. Aber warum bekamen Sie nicht den Oscar? Sie waren noch nicht mal mit unter den Nominierten?

BJ) Gute Frage.  James Cameron und die Produzentin Gale Ann Hurd fragten mich ob ich die SFX bei ALIENS machen würde. Ich sagte zu und fing an. Dann wollte James lieber einige seiner amerikanischen SFX – Leute für den Film (Robert und Dennis Skotak, zwei wirklich hervorragende Techniker). Die Filmgewerkschaft aus dem Vereinigten Königreich untersagte das. Dann bekam die Gewerkschaft einen neuen Vorgesetzten und der gab dann grünes Licht für die amerikanische Crew, weil sie ein spezielles Kamerasystem hatten, welches wir nicht hatten.

 

Also begann die LA Effects Group hier in England zu arbeiten. Das Problem war nur: sie machten relativ wenig und das Pinewood Studios machte Robert und Dennis das Leben auch nicht einfach. Also bekam ich wieder einen Anruf von James und Gale. Ich sollte zurückkommen. Wahrscheinlich teilweise deshalb, weil ich Robert und Dennis mein Studio Arkadon zum Arbeiten anbot. Das war nicht weit von den Pinewood Studios entfernt. Hier konnten sie ihre Modellarbeiten machen.  Zudem drehten wir bei Arkadon alle Motion Control Effekte für den Film, an dem die LA Effects Group gescheitert ist.

 

Als sich ALIENS in der Endproduktion befand, fand ich heraus, das der Vorgesetzte unserer Gewerkschaft, John Richardson, bei der LA Effects Group angestellt war! John machte auch einige superbe Effekte bei ALIENS. Er wurde für den Film auch oscarnominiert und mein Name wurde ersetzt durch Suzanne Benson. Sie war Hairstylistin für den Film und FRAU des Besitzers der LA Effects Group!

 

Trotz das James und Gale bei der AMPAS (American Motion Pictures Arts and Sciences) „betteln“ gingen wurde ich von der Oscarnominierung ausgeschlossen. Die BAFTA – Leute haben mich dennoch nominiert.

Also ging der Oscar für ALIENS an Robert Skotak, Stan Winston, John Richardson und Suzanne Benson (MEIN OSCAR!)

 

Ein Jahr später änderte die Academy die Nominierungsregularien. Jetzt durften nur noch SFX- Experten nominiert werden. Und keine Hairstylisten mehr.

James und Gale schenkten mir später einen riesigen Kristalldiamanten von Tiffanys auf dem mein Name und die Nominierung eingraviert wurde. Wiegt ein halbes Kilo! Eine wirklich nette und großzügige Geste.

 

SFF) Was für eine Geschichte. Und ziemlich dreist muss ich sagen. Jetzt mal kurz zu etwas anderem. Wie sehen Sie CGI im Vergleich zu früheren Spezialeffekten?

 

BJ) CGI hat die Filmproduktion auf viele Arten verändert. Aber meiner demütigen Meinung zu Folge ist es eine gute Verbesserung der Kombination von Modell und CGI.

 

SFF) Wo bekommen Sie eigentlich ihre Inspiration Ihrer Modelle her, wie die Raumschiffe in SPACE: 1999 oder 2001? Basieren diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen?

 

BJ) Bei 2001 habe ich überhaupt nichts Eigenes gestaltet. Douglas Trumbull und Ich haben Harry Langes exzellenten „Mondbus“ modifiziert. Ich zeichnete den Mondbus ein wenig um mit einer neuen Struktur und lehnte mich an dem Birdcage von Maserati an. Ein paar Monate später habe ich die Zeichnung dann weggeworfen als ich aufräumte.

 

Als mir dann SPACE: 1999 angeboten wurde, erinnerte ich mich an das Design vom Mondbus und kreierte die Idee wieder. Und so wurde der Eagle Transporter aus SPACE: 1999 geboren.

 

SFF) Stanley Kubrick galt als strenger Regisseur mit einer klaren Vision. Und viele, die mit ihm gearbeitet haben, sagten er sei schwierig gewesen. Wie sehen Sie das? Was haben Sie denn genau bei 2001 gemacht?

 

BJ) Stanley gab mir die Aufgabe, von allen Modellen Fotos zu machen mit einer Polaroid 3000 B&W Fine Grain. Einer Kamera für die NASA. Ich stellte die Modelle auf und er startete sie mit Umsicht. Ich entwickelte die Filme und brachte sie zu den MGM Studios. Genauer zu Ken Bray. Wir legten sie auf Glas und fotografierten sie wiederum ab in Wally Veevers „Saudage Facorty“. Das war es aber auch schon.

 

SFF) In ALIEN, für den Sie den Oscar bekamen, arbeiteten Sie mit Nick Allder zusammen. Wo haben Sie sich denn das erste Mal getroffen und sind Sie so nett und beschreiben ihre Freundschaft?

 

BJ) Nick´s Vater John war der beste Kameratechniker in den Vereinigten Königreich. Er brachte Nick bei wie man Drehmaschinen bedient, das Schweißen oder das Nieten. Als John zu Les Bowies Firma ging, nahm Les Nick unter seine Fittiche. Les bestätigte Nick ein großes Potential. Aber er bräuchte auch ab und an mal einen ordentlichen Schlag auf den Schädel, wenn Nick wieder arrogant wurde. Ich kannte Nick also von Anfang an. Wir arbeiteten immer an unterschiedlichen Projekten bis SPACE: 1999 kam. Auch machte ich mit ihm ALIEN und DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1981).

 

Als ich in den USA war um bei ILM zu arbeiten, gab es einen Streit zwischen Nick und dem Produzenten Robert Watts. Es hatte etwas mit übermäßigem Alkoholgenuss zu tun. Und um meine Crew zu schützen sah ich keinen Platz mehr für Nick. Er lebt nun irgendwo in Ost-Europa. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, aber seine Arbeit in ALIEN und SPACE: 1999 war fantastisch.

 

SFF) Über ALIEN  könnte ich Sie jetzt richtig ausquetschen. Ich bin ja ein Alienfan. Sie müssten mal meinen Keller sehen. Aber ich halte mich zurück und stelle Ihnen nur eine Frage: Haben Sie jemals gedacht, das dieser Film solch ein Meilenstein werden könnte?

 

BJ) Als ich das Drehbuch das erste Mal las hatte ich keinerlei Zweifel daran, dass es ein Hit werden wird. Gerade auch weil Ridley Scott die Regie übernehmen sollte.

 

SFF) Sie haben einen Oscar gewonnen für ALIEN. Hat das ihre weitere Arbeit beeinflusst?

 

BJ) Nach ALIEN machte ich DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK. Dann wurde ich gefragt die SFX für DER DRACHENTÖTER zu machen. Und danach fragte mich Dieter Geisler DIE UNENDLICHE GESCHICHTE zu machen. Also ja, ich denke schon der Gewinn hat so einiges beeinflusst.

 

SFF) Gutes Stichwort die mich zu meiner letzten Frage bringt: Was war der schwierigste Effekt die Sie jemals gemacht haben?

 

BJ) Mein härtester Job war in der Tat bei der unendlichen Geschichte. Ich musste sowohl deutsche als auch englische Techniker finden und mit meiner gesamten Ausstattung in die Bavaria Filmstudios ziehen. Dort baute ich den bis dahin größten Blue Screen Monitor mit den hellsten fluoreszierenden Röhren von Siemens. Ich baute ein neues Go-Motion-System, benutzte ein noch nicht getestetes Blue Screen System von Stewart Screens, die keine Verantwortung übernahmen das System unter kalten Bedingungen zu bedienen. Bei den Neue Lampen Hallen bauten wir das System auf. Die Türen müssten geschlossen sein und die Bühne musste warm gehalten werden. Überall lagen Notizzettel herum, dass es warm sein sollte. Eines Samstagmorgen fand ich die Bühnentür weit geöffnet vor. Draußen waren es – 15 Grad. Das gesamte System wurde von einen bayrischen Mitarbeiter zerstört und wir mussten bis zum Drehbeginn Montag alles wieder reparieren. Und wenn das nicht noch schlimm genug wäre kam auch noch der Produzent Robert Gordon Edwards vorbei. Aber er hat mit Luchino Visconti an TOD IN VENEDIG  gearbeitet und war sehr beruhigend.

 

SFF) Sehr geehrter Herr Johnson. Ich danke Ihnen sehr für die Zeit die Sie mir gaben. Es war mir eine große Ehre.

 

BJ) Ich habe zu danken.